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Ein verheerendes Signal an das Fahrpersonal

Im Mai 2022 kam es zu Übergriffen betrunkener Teilnehmer eines Junggesellenabschieds gegenüber insgesamt elf Bahn-Mitarbeiter*innen. In einem ICE zwischen Köln und Düsseldorf wurde die Gruppe von der Zugbegleiterin aufgefordert, den Mitreisenden etwas mehr Rücksicht entgegenzubringen. Daraufhin kam es zu Beschimpfungen und körperlichen Auseinandersetzungen. Ein Kollege kam zur Hilfe und wurde tätlich angegriffen. Selbst als er am Boden lag, traten die Männer weiter auf ihn ein. Weitere Kolleg*innen und Reisende kamen zur Hilfe. Drei Männer wurden von der Bundespolizei festgenommen.

Am vergangenen Freitag fand die Verhandlung vor dem Amtsgericht in Düsseldorf statt. Es ging u. a. um die Straftatbestände der Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung und Beleidigung. Einer der Angeklagten hatte bereits eine lange Liste an Vorstrafen. Er bekam eine Freiheitsstrafe von 1,5 Jahren, die zu einer Bewährungszeit von 3 Jahren ausgesetzt wurde. Die beiden anderen Angeklagten bekamen geringere Bewährungsstrafen, da keine Vorstrafen vorlagen. Die Angeklagten müssen die Kosten des Verfahrens tragen.

Ein mobifair-Mitglied nahm an der Verhandlung teil. Er bezeichnete das Urteil als verheerendes Zeichen. Die Nachwirkungen des Vorfalls für die Opfer wurden nicht ausreichend berücksichtigt. Die allgemeine Problematik der Gewalt gegen Bahnbeschäftigte und andere Reisende wurde runtergespielt. Übergriffe gegenüber dem Fahrpersonal nehmen seit Jahren deutlich zu und die Hemmschwelle der Täter sinkt immer weiter ab. Die Brutalität der Angriffe steigt dagegen zunehmend. Der Druck bei den Kolleginnen und Kollegen ist riesengroß, denn man muss freundlich sein und doch jederzeit damit rechnen, dass Reisende plötzlich gewalttätig werden. Hier steht der Arbeitgeber in der Pflicht, seine Beschäftigten speziell zu schulen und zu schützen.

Eine Lösung kann nur mit gemeinsamem, koordiniertem Vorgehen erreicht werden. Die Sicherheit muss im Nahverkehr auch schon bei Ausschreibungen stärker berücksichtigt werden. Politik, Polizei, Arbeitgeber und Gewerkschaften müssen an einem Strang ziehen. Zur Sicherheit der Beschäftigten, aber auch der Reisenden. Präventiv geschieht zu wenig. Wenn es passiert, ist es zu spät.

Sollte es zu einem Vorfall gekommen sein, dann bietet die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG im Rahmen der Kampagne „Sicher unterwegs“ ein Helfer*innen-Telefon an. Hier gibt es weitere Informationen.