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Verspielt DB Cargo die eigene Zukunft?

Der Güterverkehr auf der Schiene hat es schwer. Montangüter wie Kohle und Stahl sind stark rückläufig und bei dem Wachstumsmarkt der Containerverkehre hat die Straße mit Abstand die Nase vorne. Billige Arbeitskräfte aus Osteuropa sitzen am Steuer der Brummis aus Litauen, Bulgarien und Polen und selbst um ihre niedrigen Löhne müssen sie noch kämpfen wie wir auch kürzlich berichteten. Fairness im Wettbewerb sieht anders aus.

Doch damit nicht genug. mobifair hat in den vergangenen Jahren immer wieder zumeist kleine Eisenbahnen erwischt, die mit Hilfe von Arbeitsverleihern und teils dubiosen Methoden Lokführer ohne ausreichende Strecken- oder Fahrzeugkenntnisse mit Ganzzügen durch Deutschland schicken. Im Gegensatz zum Kombinierten Ladungsverkehr oder Einzelwagenverkehr sind Ganzzüge auch ohne Rangieraufwand und teure Infrastruktur einfach fahrbar und damit wesentlich lukrativer.

Seit Dezember 2019 sollte mit dem Europäischen Green Deal der Güterverkehr auf der Schiene deutlich gestärkt und Verkehre von der Straße weggeholt werden. mobifair hatte damals ausgerechnet, dass ein Wachstumspotential von rund 300% bis 2050 vorhanden wäre, wenn Wachstums- und Verlagerungsziele berücksichtigt werden.

Doch was machen nun Bundespolitik und Bahn? DB Cargo soll sich angesichts hoher Verbindlichkeiten gerade von den Verkehren trennen, die in Zukunft das größte Wachstumspotential versprechen. Das ist der Kombinierte Ladungsverkehr (KV). Diese Verkehre sollen bald die eigenen Tochterunternehmen fahren. Dafür sollen bei DB Cargo rund 1.800 Eisenbahner*innen ihre Arbeit verlieren. Selbst 400 Lokführer, die derzeit händeringend überall gesucht werden, sollen ihre Arbeit verlieren und sich bei den Cargo-Töchtern neu bewerben.

Nach einem Masterplan für die Schiene schaut das nicht aus! Eher wie die Vorbereitung eines breit angelegten Ausverkaufs lukrativer Teile der Bahn, dass der FDP wohl nur allzu gut ins Konzept passt. Doch Minister Wissing scheint sich ohnehin nicht mehr für vernünftige verkehrspolitische Ziele zu interessieren.

Am 11. Oktober demonstrierten Fridays for Future, EVG und ver.di anlässlich der Verkehrsministerkonferenz in Köln gegen die Zerschlagungspläne von DB Cargo sowie die Verweigerung des Bundesverkehrsministers an einer gemeinsamen Lösung zur auskömmlichen Finanzierung des Deutschlandtickets. Doch Minister Wissing kommt nicht. Wir hoffen, dass der gemeinsame Druck der Öffentlichkeit, der Gewerkschaften und der Fachleute die starre Haltung der Bundespolitik beenden kann. mobifair sieht nach wie vor die Zukunft auf der Schiene und im ÖPNV, doch viel Zeit bleibt nicht mehr um die Ziele des Klimaschutzes noch rechtzeitig erreichen zu können.