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Rollendes Risiko: „Mitfahren auf eigene Gefahr“

Verkehrssicherheit scheint bei vielen Busunternehmen immer mehr ein Fremdwort zu werden. Polizeikontrollen von Reisebussen im Weihnachtsverkehr brachten eine erschreckend hohe Zahl von Verstößen zu tage. Gleiches ergaben vor wenigen Wochen Überprüfungen von Fernbussen im Linienverkehr.

Polizeibeamte aus Hessen und Baden-Württemberg überprüften bei einer Kontrollaktion im Dezember insgesamt 37 Reisebusse. Erschreckende Bilanz: Nur zwei wurden nicht beanstandet. Der Rest sorgte für insgesamt 43 Verstöße und entsprechende Anzeigen. Wie die Polizei Karlsruhe mitteilte, gab es fünf Geschwindigkeitsüberschreitungen, sieben Verstöße gegen das Personenbeförderungsgesetz, 26 Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten, einen Verstoß gegen technische Vorschriften, drei Verwarnungen und eine Meldung an die Finanzbehörde. Ein kroatischer Omnibus wurde wegen einer defekten Tür gleich komplett gestoppt.

Das Ergebnis der Kontrollen ist alarmierend, aber kaum noch überraschend. Wie mobifair bereits berichtete, wurde bei Überprüfungen von Bussen im Fernbuslinienverkehr Ähnliches festgestellt. Beispiel Freiburg: 15 kontrollierte Fernbusse, zwölf Anzeigen. Gründe unter anderem: Fehlende Genehmigungen für den gewerblichen Personenverkehr oder den nationalen Linienverkehr, falsch kalibrierte Kontrollgeräte, fehlende ordnungsgemäße Kennzeichnung mit Firmennamen, falsch ausgestellte Bescheinigungen über lenkfreie Tage. Ein Fahrer führte gleich Blankobescheinigungen mit sich, die er bei Bedarf selbst ausfüllen konnte.

Dazu kamen die beinahe schon üblichen Vergehen: Keine ausreichenden Ruhezeiten und Überschreitung der Lenkzeiten. Wenige Wochen davor sah es in Frankfurt nicht besser aus: Von 27 kontrollierten Fahrzeugen waren nur drei in Ordnung. Ansonsten: technische Defekte von porösen Reifen bis zu kaputten Lenkkopflagern. Und natürlich: Arbeitszeitverstöße.

„So lange derartige Mängel festgestellt werden, ist Busfahren nicht sicher“, stellt Helmut Diener fest. Billige Tickets gingen nun einmal auf Kosten der Sicherheit, Opfer eines ruinösen Wettbewerbs seien im Endeffekt alle Verkehrsteilnehmer. Übermüdete Fahrer, defekte Fahrzeuge – eigentlich müsse man die Passagiere vor dem Einsteigen warnen, so Diener. mobifair meint, hier sind rollende Risiken unterwegs.

Diener fordert die Branchenvertreter wie den BDO oder die Anbieter im Fernbuslinienverkehr auf, sich öffentlich gegen die schwarzen Schafe im Markt aufzustellen. Es genüge nicht, immer nur von „Ausnahmefällen“ zu sprechen. „Sicher ist alles Ausnahme, was nicht erlaubt ist“, sagt Diener, aber: „Jeder Ausnahmefall kann gefährlich werden und schadet dem Ansehen der Branche.“ mobifair sieht im Busverkehr eine wichtige Säule des Verkehrsmarktes. Man dürfe es nicht zulassen, dass diese Säule weiter bröckelt, nur weil einige meinen Gesetze, Vorschriften und anständige Beschäftigungsbedingungen ignorieren zu können, so Diener.

Auch die Aufgabenträger seien in der Pflicht, solchen Unternehmen keine Aufträge mehr zu erteilen oder die Konzessionen zu entziehen. „Nicht der Billigste ist immer der Beste sondern der faire und ehrliche Unternehmer am Markt“.