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Entscheidung zur S-Bahn Berlin

Es ist (fast) vollbracht: Etwas mehr als neun Jahre nach der ersten Ankündigung und fünf Jahre nach Beginn der Ausschreibung sowie 24 Verschiebungen der Angebotsabgabefrist später ist die Entscheidung gefallen, der DB-Tochter S-Bahn Berlin GmbH mit ihren Fahrzeugpartnern Siemens und Stadler den Zuschlag für die Teilnetze Stadtbahn und Nord-Süd der Berliner S-Bahn zu erteilen. Damit endet eine der umfangreichsten, komplexesten und langwierigsten Ausschreibungen im SPNV. Insgesamt geht es um einen Auftrag in Höhe von etwa 15 Milliarden Euro.

Noch bis 11. September könnte allerdings der unterlegene Bieter Alstom (nur Fahrzeuglieferung und Instandhaltung) ein Nachprüfungsverfahren beantragen, wodurch sich die abschließende Zuschlagserteilung und schlimmstenfalls die Betriebsaufnahme noch einmal verzögern könnte. Nach aktuellem Stand soll letztere nun im Jahr 2031 stattfinden – ursprünglich geplant war 2026.

mobifair hat die Ausschreibung von Beginn an gemeinsam mit der EVG aufmerksam und konstruktiv begleitet und begrüßt die jetzige Entscheidung. Für die Beschäftigten und die Fahrgäste bedeutet sie endlich Sicherheit nach jahrelanger Ungewissheit.

Auf die Aussage von Jan Görnemann, Geschäftsführer des Bundesverbands Schienennahverkehr (BSN), der in der Berliner Zeitung von einer „unsäglichen Allianz aus SPD und der Gewerkschaft EVG“ sprach, entgegnet mobifair-Vorstand Dirk Schlömer:

„Beleidigte Gesten von Verfechtern eines nicht mehr funktionierenden Wettbewerbs bringen gar nichts. Stattdessen sollten sich die Aufgabenträger mal selbst hinterfragen. Sie haben durch eine Filetierung der Verkehrsverträge und der Jagd nach den billigsten Bietern selbst das Abwandern oder Desinteresse von Unternehmen verursacht.“

Schlömer weist dabei auch auf die besondere Situation der S-Bahn in Berlin hin. „Stellen wir uns doch mal für kurze Zeit vor, was passiert wäre, wenn wirklich mehrere Betreiber mit unterschiedlichen Fahrzeugen und unterschiedlicher Instandhaltung die Berliner S-Bahn betreiben würden. Ich glaube, dass der Geschäftsführer des BSN wohl der Einzige wäre, der dann jubeln würde, weil der Wettbewerb (und nur der Wettbewerb) dann funktioniert hätte. Die Menschen in Berlin, Kunden wie Beschäftigte, wären dabei die Leidtragenden, die Qualität wäre durch die vielen Schnittstellen schlechter und die Kosten wären ganz sicher wesentlich höher.“

Wichtig ist nun, die vergangenen Jahre kritisch aufzuarbeiten und für künftige Ausschreibungen, wie etwa der S-Bahn Hamburg, die richtigen Schlüsse zu ziehen, damit sich Fehler, die in Berlin gemacht wurden, nicht anderswo wiederholen. Ein maximal komplexer Wettbewerb um des Wettbewerbs willen nützt weder den Fahrgästen noch den Unternehmen und ihren Beschäftigten und auch nicht den Aufgabenträgern.