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Gewerkschaftmitglieder werden seltener entlassen

23. Mai 2012 – Immer noch sind viele Arbeitnehmer der Meinung, Gewerkschaften seien Geldverschwendung, doch eine aktuelle Studie der Wissenschaftler Prof. Dr. Laszlo Goerke (Universität Trier) und Prof. Dr. Markus Pannenberg (Fachhochschule Bielefeld) belegt, Gewerkschaftsmitglied zu sein, lohnt sich.

In ihrer Untersuchung, die sich unter anderem mit dem Zusammenhang von Entlassungen und Gewerkschaftsmitgliedschaft befasst, kommen die beiden Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass organisierte Beschäftigte deutlich seltener gekündigt werden als nichtorganisierte Arbeitnehmer. Für Gewerkschaftmitglieder zeichnet sich demnach nur ein halb so hohes Entlassungsrisiko ab, als wie für Nicht-Mitglieder. Für gewerkschaftlich organisierte Frauen verringert sich das Risiko einer Kündigung gegenüber ihren nichtorganisierten Kolleginnen gar noch deutlicher bzw. sinkt die Kündigungswahrscheinlichkeit hier um drei Viertel.

Für ihre Analysen griffen Goerke und Pannenberg auf die Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) von 1985 bis 2005 zurück. Das SOEP ist mit mehr als 20.000 Teilnehmern die größte und am längsten laufende interdisziplinäre Längsschnittuntersuchung in Deutschland. Seit 1984 werden in diesem Rahmen jährlich dieselben 20.000 Bundesbürger mit über 150 Fragen, unter anderem hinsichtlich solcher Themen, wie Einkommen, Erwerbstätigkeit und Gewerkschaftsmitgliedschaft befragt.

Die Ursachen und Gründe für das geringere Entlassungsrisiko von organisierten Beschäftigten lassen sich den analysierten Daten jedoch nicht entnehmen. In diesem Zusammenhang geht die Vermutung der beiden Forscher dahin, dass der Gewerkschaftsmitgliedern gebotene Rechtsschutz von wesentlicher Bedeutung ist. Arbeitsgerichtsprozesse bei Kündigungsschutzklagen kosten dem Mitglied kein Geld. Die Vertretung durch einen Anwalt der Gewerkschaft erfolgt unentgeltlich. Die Bereitschaft, gegen eine Kündigung juristisch vorzugehen, ist bei Gewerkschaftsmitgliedern dementsprechend höher ausgeprägt. Für den kündigenden Arbeitgeber steigt somit natürlich die Wahrscheinlichkeit, sich vor einem Arbeitsgericht wiederzufinden und damit zugleich auch das finanzielle Risiko. Studien in diesem Zusammenhang belegen, dass erfahrene Anwälte für Gewerkschaftsmitglieder vor Gericht nicht nur häufiger, sondern auch höhere Abfindungen erwirken. In Anbetracht dessen liegt die Vermutung nahe, dass Arbeitgeber bei Nicht-Mitglieder schneller mit der Kündigung zur Hand sind als bei organisierten Arbeitnehmern.

Fazit: Gewerkschaft lohnt sich!!!