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Der Wettbewerb frisst seine Kinder: City2City gibt auf

17. September 2014 – Der erste der Big6 Fernbusanbieter stellt zum Oktober 2014 seinen Betrieb ein. Als Grund nennt der Betreiber, die „andauernd herausfordernden Marktbedingungen“. Auf Deutsch: trotz allem Druck, den die Branche ihren Mitarbeitern aufhalst, ist sie noch weit weg von einem gewinnbringenden Geschäftsfeld.

Außerdem haben die unter anderem durch die Ergebnisse der mobifair-Recherchen erhöhten Buskontrollen mit entsprechenden Bußgeldern wohl auch die Gewinnmargen nicht erreichbarer scheinen lassen.

mobifair hat bereits seit Beginn der Liberalisierung des Fernbusmarktes vor den Folgen der beschlossenen Regelung gewarnt und einen Wettbewerb auf dem Rücken der Fahrer und auf Kosten der Sicherheit der Fahrgäste vorhergesagt. Inzwischen hat es sich in Branchenkreisen herumgesprochen, dass die derzeit erlösten 5 Cent pro Kilometer und Fahrgast bei weitem nicht kostendeckend sein können und sich die Fahrpreise zukünftig so einpendeln werden, dass 10-13 Cent pro Kilometer und Fahrgast erlöst werden müssen.

Diese Niedrigpreise – weit unterhalb der Rentabilitätsschwelle – wurden erkauft durch einen erhöhten Druck auf die Fahrer und Dienstpläne, die Lenk-, Ruhezeit- und Arbeitszeitverstöße geradezu herausfordern. Trotzdem konnten keine Gewinne erzielt sondern nur die Verluste etwas gedrückt werden. Den Anbietern war klar, dass sie sich gegen ein starkes Angebot der Länder im Nahverkehr nur durch Niedrigstpreise würden positionieren können. Allerdings haben viele wohl die Anfangsphase mit entsprechenden Zuschüssen unterschätzt. Mit City2City zeigt nur der erste Anbieter, dass es im Fernbusmarkt einen ruinösen Wettkampf gibt, dem sie trotz eines Branchenriesen im Rücken (die britische National Express Gruppe) nicht gewachsen waren.

mobifair hatte bei eigenen Recherchen festgestellt, dass bei vielen Unternehmen und auf vielen Strecken gegen die Lenk- und Ruhezeiten verstoßen wird. Gerade in letzter Zeit wurde – auch durch die Ergebnisse von mobifair – diese Seite des Wettbewerbs medial stärker beleuchtet und die Kontrollen bei Fernbussen erhöht. Genau in diesen Zeitraum fällt nun auch die Aufgabe des ersten großen Anbieters.

mobifair bleibt bei seiner Forderung, dass die Vergabe von Konzessionen für Fernbuslinien an die Einhaltung von Lohn- und Sozialstandards gebunden werden muss. Dazu gehört, die jetzige Regelung bereits früher als geplant zu evaluieren und diese Schwäche abzuschaffen. Der Fernbusmarkt wird nur zum seriösen Markt werden können, wenn der Wettbewerb nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. mobifair wird diese Entwicklung weiter im Blick behalten.