28. September 2011 – Lokführer ist ein Beruf, der hohe Ansprüche fordert. Wer schon mit der Ausbildung leichtsinnig umgeht, der wird auch auf eine angemessene Fortbildung keinen Wert legen. Schon deshalb ist es dringendst notwendig, die Lokführerqualifikation einheitlich zu regeln.
Nur so kann dubiosen Ausbildungsschulen, wie ehemals easy2learn, leichtsinnigen EVU und so manchem unehrlichen Eisenbahnbetriebsleiter das Handwerk gelegt werden. mobifair hat Fälle recherchiert, in denen mangelhafte Ausbildung zum Sicherheitsrisiko wird. Es fängt an mit dem Überfahren von Signalen oder zu wenigen Kenntnissen im Betriebsdienst. Weiter geht es mit Sprachproblemen – so manches Mal wird gar nicht verstanden, was der Fahrdienstleiter will. Oder sogar – unglaublich – der Lokführer sitzt bei Abfahrt des Zuges im falschen Führerstand. Und weil das alles scheinbar noch nicht ausreicht und man dringend Lokführer benötigt, sollen sogar die Ausbildungszeiten weiter gekürzt werden.
Dazu kommt noch die Bundesagentur für Arbeit, die es zulässt, dass mit Steuergeldern zweifelhafte Lokführerausbildungen gefördert werden, bei denen der überwiegende Teil der Teilnehmer durch die Prüfung rauscht und die wenigen, die es schaffen, sich hinterher mehr als schwer mit der Umsetzung ihres Berufes tun.
Die Lokführerausbildung darf nicht zum Freibrief für Abzocker werden. Gute Lokführer bekommt man nur mit ordentlicher Ausbildung. Hier müssen endlich einheitliche Qualifikationen festgeschrieben werden. Hohe Qualitätsansprüche in diesem Beruf erfordern unter anderem technische Grundkenntnisse, qualifizierte Eignungs- und Beratungstests sowie ausreichende Betriebserfahrung vor einem Streckeneinsatz. Daher muss eine entsprechende Qualifikation der Ausbilder und Ausbildungseinrichtungen gewährleistet sein. Sie müssen vom EBA anerkannt und ständiger Erfolgskontrolle ausgesetzt werden.
Damit nicht irgendwelche Eisenbahnbetriebsleiter je nach Laune oder Bedarf über Gut und Böse der Ausbildung entscheiden können, müssen künftig neben dem EBA externe Stellen, wie zum Beispiel die IHK, bei der Prüfungsabnahme dabei sein, fordert mobifair. „Wer Lokführer braucht, soll auch selbst ausbilden”, erklärt Helmut Diener „und das auch selbst bezahlen”. Man könne sich höchstens einen erfolgsabhängigen Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit vorstellen, aber nicht mehr.
Der Forderung, dass man künftig nur mit Realschulabschluss Lokführer werden kann, erteilt mobifair eine klare Absage. „Es gibt viele gute Hauptschüler, die darf man nicht ins Abseits stellen”, sagt Diener. Wichtig für einen Lokführer seien technischer Sachverstand, logisches Denken und vor allem der eigene Ehrgeiz, dass Lokführer mehr sein kann als nur ein Job.